Gedankenspiele
„Du bist ja auch diszipliniert.“ Klingt fast wie ein Vorwurf, der mir gemacht wird, wenn ich etwas umsetze, was ich mir vorgenommen habe. Natürlich ist es einfacher, wenn man sich überwinden kann. Glaub aber ja nicht, dass sich bei mir nicht das kleine Teufelchen auf die Schulter setzt und sagt: „Lass doch mal. Du musst das jetzt nicht machen.“ Gerade beim Bügel wird das Teufelchen geradezu hyperaktiv und winkt hektisch mit Aufschieberitis. Da hilft nur Podcast oder gute Musik an und die Gedanken beim Bügeln schweifen lassen. Mein Gehirn läuft dann zur Hochform auf und produziert eine Idee nach der anderen. Leider ist es nicht in der Lage, alle zu speichern, deshalb notiere ich sie mir mittlerweile direkt.
Aussortieren geht bei mir eher nebenbei. Wenn ich beginne, habe ich meistens ein Ziel vor Augen. Mein Entscheidungsmuskel ist gut trainiert und ich weiß auch, wohin die Sachen kommen. 1:0 für mich. 😇
Weniger ist mehr – aber nicht um jeden Preis
Die gängigsten Methoden zum Aussortieren kennst du sicher. Du musst dich nur an die Regeln halten und dein Kram purzelt geradezu aus dem Haus. Mit jedem Müllsack wird dein Leben leichter.
Ähm, fühlst du dich gerade an eine Diät erinnert? Einschließlich Jojo-Effekt, wenn du „rückfällig“ wirst? Sorry, aber das ist Absicht. 😮
Schon lange beobachte ich, dass es beim Aussortieren hauptsächlich um Zahlen geht. Wer schafft das meiste aus der Wohnung? Wer hat den wenigsten Besitz? Wer postet die meisten Mülltüten?
Damit kann ich mich nicht identifizieren. Obwohl ich seit Jahren selbst aussortiere, lebe ich nicht minimalistisch. Es wird immer Bücher in unserem Haushalt geben, weil kein E-Book dasselbe vorfreudige Gefühl auslöst. Ich werde immer etwas mehr Geschirr haben, weil wir mit frischen Zutaten kochen. Ich halte einige Geschenke in Ehren, weil sie mir immer noch ein Lächeln entlocken. Es gibt Sachen, die will ich überhaupt nicht aussortieren, weil sie zu meinem Leben gehören und meine Persönlichkeit widerspiegeln. Nachhause kommen soll sich auch so anfühlen.
Keine Angst, die tut nichts, die will nur spielen.
Ich bin der Meinung, das Leben ist ernst genug. Wir müssen nicht immer alles voller Ernst, mit Überwindung und Disziplin durchziehen. Manchmal fehlt auch einfach die Energie. Wie wäre es mit etwas Spielerei beim Aussortieren? Heute will ich dir 3 Impulse geben und bin gespannt, was du umsetzen möchtest.
Am laufenden Band
Als Kind habe ich mit den Gewinnern der Sendung „Am laufenden Band“ mitgefiebert. Zahlreiche Gegenstände zogen auf einem Förderband an ihnen vorbei. Anschließend hatten sie 30 Sekunden Zeit, die gemerkten Gegenstände zu benennen und sie damit zu ihren Gewinnen zu machen.
Oh Mann, habe ich manchmal gedacht, warum nennst du ausgerechnet das Teil? Was ist denn mit dem? Das ist doch viel wertvoller. Hast du das vergessen? Das darf doch nicht wahr sein.
Heute will ich das Spiel mit dir anders spielen: Du hast 30 Sekunden Zeit, Dinge aus deiner Wohnung zu nennen, sagen wir mal, aus deinem Wohnzimmer.
Fertig? Überleg mal: Woran hast du gedacht? Und woran nicht? Was sagt dir das über die Wichtigkeit der Gegenstände in deinem Leben?
Vielleicht magst du dir die „vergessenen“ Gegenstände mal genauer anschauen. Brauchst du sie noch? Gefallen sie dir? Oder können sie vielleicht ausziehen und ein neues Zuhause suchen?
Strandgut – Was wurde bei dir angeschwemmt?
Ich liebe Urlaub am Meer. Das Rauschen der Wellen, die Weite des Wassers, die Muschelsuche. Wer kann schon den Farben und Formen widerstehen, die mit der Flut angespült werden und bei Ebbe nur darauf warten, von Sammlern aufgehoben zu werden? Mittlerweile schaffe ich es, spätestens am Ende des Urlaubs alles wieder an den Strand zu legen und ein Erinnerungsfoto zu machen. Ich freue mich daran für den Augenblick und teile sie mit den nächsten Sammlern.
In unseren Haushalten findet sich einiges an Strandgut. Dinge, die uns mal verlockend erschienen. Gegenstände, die wir unbedingt haben wollten, aber mittlerweile ungebraucht herumliegen.
Heute ist ein guter Tag, das eine oder andere auszusortieren.
Ich seh etwas, das du nicht siehst und das ist …
Vielleicht kennst du das Spiel noch aus deiner Kindheit. Ein Kind hat sich einen Gegenstand ausgesucht und dir nur dessen Farbe genannt. Du hast versucht, herauszufinden, welcher Gegenstand es war.
Lass uns miteinander spielen: Ich seh etwas, das du nicht siehst und das ist blau. Welche blauen Gegenstände entdeckst du in deinem Zuhause?
Dieses Spiel schärft deinen Blick. Du wirst Dinge wahrnehmen, über die dein Blick schon lange achtlos vorüberschweift. Nimm sie gerne in die Hand. Stell oder hänge sie mal woanders hin. Wenn du das Gefühl hast, ihr zwei passt nicht mehr zueinander, sortiere gerne aus.
Wie bei jedem Spiel ist der Reiz begrenzt. Es geht nicht darum, eine bestimmte Zeit damit zu verbringen oder möglichst viele Gegenstände zu finden. Sei vielmehr achtsam mit dir und deiner Umgebung.
Hast du etwas neu entdeckt? Oder etwas, das gehen durfte?
Eine Idee, die schon vor längerem beim Bügeln entstand, beschäftigt sich mit solchen „Spielereien“. Was meinst du: Würde dich eine Spiel-Challenge zum Aussortieren motivieren?
Herzliche Grüße
Corinna
Deine Ausräum-Komplizin – garantiert legal und ohne Hehler.